Das klassische Springreiten ist eine Disziplin, die von vielen geliebt aber auch von einigen gefürchtet wird. So mancher Pferdefreund sieht es sogar sehr negativ und lehnt es komplett ab. Wir widmen uns in diesem Artikel allen wichtigen Aspekten des Springreitens.
Grundlegende Informationen zum Springreiten
Neben der Dressur ist das Springreiten sicherlich die beliebteste und verbreitete Reitdisziplin. Pferd und Reiter überwinden bei dieser Reitart gemeinsam eine Reihe an Hindernissen. Wie der Name nahelegt, überspringt das Pferd diese Hindernisse während der Vorwärtsbewegung, was Mensch und Tier vor einige besondere Herausforderungen stellt.
Das Pferde über Hindernisse springen kommt vermutlich nicht erst vor, seit der Mensch angefangen hat die Tiere zu domestizieren. Die ersten Bestrebungen hieraus einen Wettbewerb und eine richtige Disziplin zu machen, kamen aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Das erste richtige Turnier fand im irischen Dublin im Jahre 1864 statt.
Seit über 100 Jahren ist Springreiten nun eine der olympischen Disziplinen!
Was muss ich können, um erfolgreich und sicher zu springen?
Grundsätzlich kann jeder Pferdefreund das Springreiten ausprobieren, sofern Pferd und Reiter gesund sind. Jedoch solltest du als Reiter bereits sicher im Sattel sitzen und die Grundzüge des Dressurreitens beherrschen, bevor du dich an die ersten, kleinen Sprünge wagst. Wenn man selbst als Reiter noch keine Erfahrung mit Sprüngen hat, ist es von Vorteil mit einem Pferd zu üben, welches selbst bereits Erfahrung hat und im Idealfall gerne springt.
Die Rasse des Pferdes spielt keine große Rolle am Anfang, auch ein kleines Pony kann niedrige Sprünge problemlos überwinden. Für die höheren Leistungsklassen ist aber ein entsprechendes Sportpferd zu empfehlen, wie etwa die Holsteiner oder Hannoveraner.
Welche Gefahren gibt es beim Springreiten?
Die Sprünge der Pferde aber auch die Hindernisse selbst können für die Tiere aber auch für uns Reiter gefährlich werden. Stürze und Kollisionen kommen immer wieder vor, können mit der richtigen Vorbereitung aber nahezu vollständig vermieden werden.
Wichtig ist es, die Pferde langsam an höhere Hindernisse heran zu führen, damit die Tiere in Ruhe lernen können, diese richtig zu überwinden. Vor den ersten Sprüngen ist ein ausgiebiges Warmreiten natürlich Pflicht.
Eine vernünftig zusammengestellte Sicherheitsausrüstung ist außerdem ebenfalls von Nöten. Last but not least: Sobald aus kleinen Hindernissen ernst zu nehmende Übungen werden, solltet ihr einen Springplatz mit entsprechend präpariertem Boden nutzen.
Eine gut sortierte Stallapotheke hilft außerdem, im Falle eines Unfalls schnell Linderung zu verschaffen.
Springreiten als Turniersport
Gesprungen wird nicht nur von Freizeitreitern, sondern natürlich auch auf Wettkämpfen. Hier gilt es meist einen Parcour aus mehreren Hindernissen in einer festen Reihenfolge und innerhalb eines Zeitlimits zu absolvieren.
Über die Reihenfolge informiert die Skizze des Parcours. Dieser wird außerdem oftmals zu Fuß abgegangen im Vorfelde, damit die Reiter sich die Sprünge genau anschauen und einprägen können.
Abhängig von der Art der Prüfung wird gewertet, wie viele Fehler Reiter und Pferd machen, wie schnell sie die Hindernisse überwinden oder es wird ein kombinierter Wert errechnet. Dieser als Zeitspringen bezeichnete Modus ist der gebräuchlichste.
Beim Stilspringen wird primär auf den Sitz des Reiters geachtet. Bei der Springpferdeprüfung wird bewertet, wie gut das Pferd ausgebildet ist.
Das eher selten zu sehende Mächtigskeitsspringen setzt den Fokus auf wenige, dafür aber schwierig zu überwindende Hindernisse.
Gleich 10 verschiedene Leistungsklassen werden unterschieden. Sie unterscheiden sich in der Anzahl der Hindernisse pro Prüfung und der Sprunghöhe.
Leistungsklassen beim Springen
Klasse | Höhe der Sprünge | Hindernisse |
---|---|---|
E | 80 - 90 cm | 6-7 |
A* | 90 - 100 cm | 6-7 |
A** | 100 - 110 cm | 6-7 |
L | 110 - 120 cm | 7-8 |
M* | 130 - 140 cm | 8-9 |
M** | 130 - 140 cm | 9-10 |
S* | 134 - 145 cm | 9-10 |
S** | 140 - 150 cm | 9-10 |
S*** | 145 - 155 cm | 10-11 |
S**** | 150 - 160 cm | 10-11 |
Bei den meisten Turnieren werden die verschiedenen Fehler unterschiedlich gewertet. Ein gebräuchliches Muster für das Zeitspringen ist dieses:
Fehlerbeschreibung | Strafpunkte |
---|---|
Erster Ungehorsam des Pferdes | 4 |
Zweiter Ungehorsam | 8 |
Dritter Ungehorsam | Disqualifizierung (Ausschluss) |
Sturz des Pferdes und/oder Reiters | Disqualifizierung (Ausschluss) |
Hindernisfehler | 4 |
Überschreiten der erlaubten Zeit | 0,25 je Sekunde über der Zeit |
Die Wertungssysteme der anderen Prüfungsarten unterscheiden sich leicht, bauen aber auf einem ähnlichen Muster auf.
“Ich traue mich nicht zu springen.“
Vielen wird beim Gedanken ans springen mulmig im Bauch, die möglichen Gefahren stehen stets vor Augen. Doch die Überwindung lohnt sich! Unser Guide zum Thema „Angst beim Reiten“ kann dir helfen.
Was ist so toll am Springen?
„Nur Fliegen ist schöner“ sagt so mancher Springreiter! Doch stimmt das? Das ist wohl eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Das gemeinsame überwinden von Hindernissen macht vielen nicht nur viel Spaß, sondern es stärkt auch das Band zwischen Pferd und Reiter. Denn auch das Pferd kann die Sprünge als spaßige Abwechslung und Herausforderung sehen.
Selbst wenn du kein Leistungsspringer sein willst, eignet sich das Springreiten perfekt um mehr Würze in die gemeinsame Zeit zu bringen. Die Erfolge sind hier auch viel greifbarer als in weiten Teilen der Dressur. Zum Einsammeln von Glücksgefühlen eignet sich das Springen also fantastisch.
Ist springen für Pferde ungesund?
Über die Frage nach den gesundheitlichen Aspekten scheiden sich die Geister. Es gibt Wissenschaftler die Springreiten sehr kritisch sehen, weil es den Bewegungsmustern der Tiere nicht entsprechen würde und die Wirbelsäule nicht dafür ausgelegt wird.
Andere Wissenschaftler wiederum versuchen diese Theorien zu widerlegen. Eine endgültige Klärung gibt es bislang nicht. Die Erfahrung viele Reiter und Ställe zeigt jedoch, dass gegen ein moderates Sprungtraining nichts einzuwenden ist.
Wie immer gilt: Im Zweifel hat die Gesundheit des Pferdes die oberste Priorität! Verzichtet bei Problemen mit dem Rücken oder den Beinen also lieber auf das Springtraining und stimmt euch mit eurem Tierarzt ab.
Wie sieht es bei dir aus? Springst du gerne oder traust du dich nicht so recht? Wie stehst du zu der Debatte zum Thema Gesundheit? Hinterlasse uns einen Kommentar!