Das Thema der Pferdesteuer in Deutschland kommt in den letzten Jahren immer wieder hoch und wird heiß diskutiert. Viele Pferdefreunde sind fest davon überzeugt, dass es kein rationales Argument für eine solche Steuer gibt. Aber ist das wirklich so?

Wir schauen uns die Argumente der Pro und Contra Seiten an und vergleichen, ob eine Pferdesteuer wirklich so schlimm wäre. Vorher geben wir noch eine kurze Einführung in den Ist-Zustand. Wir beenden den Artikel schließlich mit einem Fazit und zeigen eine spannende Alternative.

Der Ist-Zustand:

BundesverwaltungsgerichtDas Bundesverwaltungsgericht hat 2015 festgestellt, dass eine Pferdesteuer generell möglich ist. Seitdem wurde sie jedoch nur in wenigen Gemeinden in Deutschland eingeführt, Reiter zahlen hier zwischen 90€ und 300€ im Jahr.

Wichtig: Diese Steuern gehen nicht an das Land oder den Bund, sondern tatsächlich an die Gemeinden, in denen die Pferde gehalten werden. Diesen Punkt müssen wir bei der Debatte immer beachten!

Pro-Argumente für eine Pferdesteuer:

Pferde verursachen Kosten für die Allgemeinheit!

Die Pferdehaltung kostet die Allgemeinheit einiges an Geld, denn die Säuberung von Straßen (Stichwort Pferdeäpfel) und die Ausbesserung der stärker belasteten Wege wird mittels Steuern bezahlt.

Autos, Anhänger und weitere Fortbewegungsmittel werden längst besteuert, das Pferd ist jedoch davon ausgenommen.

Mangelnde Fairness gegenüber Hundehaltern

French BulldogHundehalter in Deutschland zahlen schon sehr lange Steuern für jeden ihrer Vierbeiner. Und das obwohl sicherlich mehr Hundehalter den Kot ihres Hundes aufnehmen und entsorgen, als Reiter auf Ausritten die Pferdeäpfel.

„Ein Pferd ist ein Sportgerät und daher anders zu bewerten als ein Hund“, wird oft als Argument gegen dieses Pro-Argument eingebracht. Aber ist das wirklich so?

Viele Hunde werden im Hundesport eingesetzt oder gar als Arbeitstiere. Der J
agdhund hilft dem Jäger bei der Hege und Pflege des Reviers. Und ein Blindenhund ist sicherlich nicht weniger wertvoll als ein Pferd das im therapeutischen Reiten eingesetzt wird.

Blindenhunde sind übrigens in der Regel von der Hundesteuer befreit, einen ähnlichen, fairen Ansatz könnte man also bei Pferden ebenfalls verfolgen.

Steuern als Chance für mehr Investitionen

ReitwegSteuern dürfen nicht für einen bestimmten Zweck eingetrieben werden, daher ist dieser Punkt mit Vorsicht zu genießen. Da es sich bei der Pferdesteuer jedoch um eine Gemeindesteuer handelt, kann man hier bei der Ausarbeitung relativ viel Einfluss nehmen.

Deine Gemeinde überlegt die Einführung einer Pferdesteuer? Gehe zur Bürgersprechstunde und bring Vorschläge ein, die die Einführung einer Steuer vernünftig regelt. So könnte sich die Gemeinde zum Beispiel von dem Plus im Etat einige Sozialreitstunden leisten. Damit könnten dann auch Kinder aus mittellosen Familien Reitunterricht nehmen können. Oder wie wäre es mit einer Erneuerung von Reitwegen?

Contra-Argumente gegen eine Pferdesteuer:

Eine Steuer trifft vor allem die nicht vermögenden Reiter

Längst nicht jeder Reiter ist ein reicher Turnierreiter mit Luxus-Stall. Vielmehr ist der Großteil der Pferde in Deutschland in die Freizeit-Kategorie einzusortieren. Die Besitzer dieser Tiere stecken oft einen großen Teil ihres zur Verfügung stehendes Geldes in ihr Hobby. Die monatlichen Kosten sind bereits hoch, jeder weitere Euro schmerzt.

Wirtschaftliche Probleme für Reitschulen, Gnadenhöfe und Züchter

Mädchen in ReitschuleWenn das Hobby Reitsport teurer wird, dann schrumpft die Zielgruppe derer, die vom Reitsport leben. Und damit auch die wirtschaftliche Grundlage für diese.

Die Einführung der Pferdesteuer in einigen Gemeinden in Hessen hat bereits handfeste Folgen gehabt. Pferdebesitzer zogen weg, Vereinen gingen die Mitglieder oder schlicht das Geld aus. Der Rattenschwanz setzt sich immer weiter fort: Tierärzte, Futtermittel-Lieferanten und weitere Dienstleister werden weniger gefragt.

Hohe bürokratische Kosten

Viele Gemeindeverwaltungen sind sowieso bereits chronisch überfordert! Für weitere Aufgaben muss definitiv zusätzliches Personal eingestellt werden, welches dann wieder neue Kosten generiert.

Eine faire Pferdesteuer muss Ausnahmen enthalten, um etwa Gnadenhöfen oder Reitschulen den Betrieb zu ermöglichen. Das bedeutet eine Menge Verwaltungsarbeit. Ähnlich wie bei der KFZ-Maut steht daher auch hier die Frage im Raum, ob der Aufwand die Einnahmen wert ist.

Unser Fazit zu einer Steuer für Pferdebesitzer:

Fast jedes Pro oder Contra-Argument lässt sich mit einem „ja, aber“ beantworten. Denkbar schwer fällt ein abschließendes Fazit. Was wir aber definitiv festhalten:

  1. Eine Steuer muss fair und durchdacht sein – auf Gemeindeebene kann sich hier jeder einbringen!
  2. Der Sport muss auch für finanziell Schwächere offen und attraktiv bleiben.
  3. Einrichtungen wie Gnadenhöfe müssen geschützt werden.
  4. Eine Einführung muss koordiniert und gut kommuniziert ablaufen.
  5. Die Steuer sollte auch für Reiter positive Auswirkungen haben.

Bei unseren Recherchen sind wir jedoch auf eine spannende Alternative gestoßen. Diese erscheint uns bereits sehr fair. Sie bietet einen echten Mehrwert für Bürger und Reiter!

Die Alternative – eine Reitabgabe:

Das Land Nordrhein-Westfalen geht einen eigenen, sehr interessanten Weg. Die Reitabgabe wird für alle Pferde fällig, die außerhalb ihres Reithofs geritten werden. Allerdings auch ausschließlich für diese. Für ein Pferd, das nur auf Privatbesitz bewegt wird, zahlst du also keine Abgabe.

Jeder Reiter kann sein Pferd selbst anmelden, hierfür werden 25€ pro Jahr fällig. Oder man beteiligt sich an einem „Gemeinschaftskennzeichen“ für Reithöfe, welches pro Exemplar 75€ im Jahr kostet. Mit diesem können mehrere Tiere bewegt werden, aber halt nur eines zur Zeit. Ähnliches gibt es auch im KFZ-Bereich seit einigen Jahren. Das Kennzeichen ist jederzeit in freier Landsschaft und im Wald zu führen.

Mit den eingenommenen Mittel werden gezielt durch Pferde erzeugte Probleme angegangen. Aber auch die Finanzierung von Projekten wie die Anlegung neuer Reitwege wird so geregelt. Dies ist bei einer Steuer wie vorher erwähnt nicht möglich.


Zum Abschluss interessiert uns noch, wie du darüber denkst. Ist eine Pferdesteuer für dich ein No-Go? Oder eine denkbare Option? Welche Details sind dabei für dich wichtig? Hinterlasse uns einen Kommentar mit deiner Meinung und deinen Erfahrungswerten!

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